Natalija Cimbaljuk

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Inhaltsverzeichnis

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Prof. N. Storozhenko, Atelierleiter für Malerei und Tempelkultur an der Kunstakademie Kiew

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Dr. Karlheinz W. Kopanski, Kunsthistoriker

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Helmut Burmeister, Leiter des Stadtmuseums Hofgeismar

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Über Ikonenmalerei (Natalija Cimbaljuk)

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Zur Ausstellung Akt und Ikone (Natalija Cimbaljuk)

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Zum künstlerischen Werdegang von Natalija Cimbaljuk

Der Puls des Universums in der Seele

Begabungen vermeiden die Auseinandersetzung mit der Natur nicht. Im Gegenteil: Sie schauen mit ihr voraus und verwirklichen das Gesehene, das Erfahrene, stellen es - auch für andere sichtbar - künstlerisch gestaltet dar. Nicht jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, visionär zu schauen und richtungsweisend zu denken.

Natalija Cimbaljuk wurde von der Natur mit dieser Fähigkeit beschenkt. Sie besitzt das Talent, mit ihrer Seele das Dasein zu erspüren. Nur eine so befähigte Seele hat den Schlüssel, um das Wahre in der Welt zu erkennen und die Geheimnisse des Lebens durch bildendes Wissen und Können sichtbar zu machen. Natalija Cimbaljuk hat darüber hinaus durch Schulung esoterisches Wissen erworben und besitzt durch ihren Organisationswillen die Fähigkeit zur Gestaltung plastischer Räume, die die Realität des Schönen, die z.B. im Menschen pulsiert, anschaubar zu machen. […] begabte Künstlerin beherrscht alle Techniken und die religiös-philosophischen Postulate, um frei und ungebunden zu arbeiten […].

Prof. N. Storozhenko

Atelierleiter für Malerei und Tempelkultur an der Kunstakademie Kiew“

Aus: „Gegensätze12“, S. 4;8. Glasmuseum Immenhausen (Katalog zur Ausstellung, 2003)

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Tradition und Moderne

Für Natalija Cimbaljuk, die 1974 in der Ukraine geboren wurde, ist das Malen von Ikonen mehr als eine Frage des kunsthandwerklichen Geschicks. Die schon als Kind im Hause ihrer Großeltern gemachten Erfahrungen mit diesen Heiligenbildern der christlich-orthodoxen Kirche hinterließen einen prägenden Eindruck. Während ihres mehrjährigen Kunststudiums in Kiew, der historischen Wiege russischer Ikonenmalerei, und während eines Praktikums an der Eremitage in St. Petersburg lernte sie die jahrhundertealte Tradition der Ikonenmalerei in Theorie und Praxis von Grund auf kennen. Seit ihrem Diplom als Kunstmalerin im Jahre 1999 orientieren sich ihre modernen Ikonen, den genauen Vorschriften entsprechend, formal und inhaltlich an den historischen Vorbildern. Und wie früher die Mönche, so bereitet auch sie sich durch Kontemplation auf ihre langwierige Arbeit vor, um der inneren Verbindung zwischen Bild und Abgebildetem gerecht zu werden. Für die seit 1998 in Nordhessen lebende Künstlerin sind Ikonen jedoch nicht nur religiöse Kultobjekte, sondern auch zeitgenössische Kunstbilder und damit eine Möglichkeit, sich auszudrücken und weiterzuentwickeln. Die ausgestellten Arbeiten zeigen anschaulich, wie Natalija Cimbaljuk in diesem Spannungsfeld von Tradition und Innovation die überlieferten Vorgaben auf individuelle Weise neu zu interpretieren vermag.“

Dr. Karlheinz W. Kopanski, Kunsthistoriker

Aus: „Göttliche Bilder – moderne Ikonen“, Kunstzone Wintershall (Faltblatt zur Ausstellung, 2002/03).

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„Ich habe schon viele Künstler im Hause gesehen. Es gibt nur wenige – und das soll meine Vorliebe erklären – die so befähigt, so vielseitig in ihrer Arbeit sind […] Sie [Natalija Cimbaljuk; N.C.] malt alles, was man sich vorstellen kann – mit Leichtigkeit und ohne Ermüdung zu zeigen, das gefällt mir [...] jedes (ihrer Werke) hat seinen individuellen Charakter".

Helmut Burmeister, Leiter des Stadtmuseums Hofgeismar

Aus: ExtraTip (Zeitung, 19.09.2004).

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Über Ikonenmalerei (Natalija Cimbaljuk)

Seit meiner Kindheit hat mich die Ikone fasziniert; das Kultbild der christlich-orthodoxen Kirche ist außerhalb von Kirchen noch bis heute in vielen privaten Häusern an einem ganz besonderen Ort anzutreffen: In der so genannten roten bzw. schönen Ecke. Die Ikonen geben den Menschen Halt und Kraft im Alltag; Trost, Hoffnung und Zuversicht. Sie gehören zur Familie, wie ein lebendiges Familienmitglied. Die Ikone ist aber nicht nur ein sakrales Objekt, sondern auch Gegenstand der Kunst. Dass Ikonen vor allem auch Bilder sind, zeigt bereits ihre Bezeichnung: Das Wort Ikone leitet sich vom altgriechischen eikon ab, was „Bild, Abbild“ bedeutet. Die Ikone ist kein Abbild der gesehenen Wirklichkeit, sondern vor allem eine bildsymbolische Darstellung der Glaubensinhalte der Bibel und der mittelalterlichen Heiligenlegende. Der Ikonenmaler malt nicht, sondern schreibt und zwar nicht selbst, sondern durch die Führung Gottes (Umgehung des Bilderverbots aus dem Alten Testament!). Das ist auch der Grund, warum die Ikonenmaler – insbesondere des Mittelalters – in den Hintergrund und letztendlich in Vergessenheit gerieten.

Meine künstlerisch-akademische Auseinandersetzung mit der Ikone hat sich im Laufe meines Kiewer Kunststudiums in den 1990er Jahren entwickelt. Dort wollte man nach dem Ende der Sowjetunion die alte Tradition des Ikonenmalens wieder beleben. Der Ikonenmaler ist nicht nur ein Handwerker, sondern zugleich auch ein Künstler, der sich mit der vorgegebenen Symbolik (z.B. der Farbsymbolik) und ihrer Gesetzmäßigkeit auseinander setzen muss. Die Interpretation der jeweiligen Ikone durch den Maler ist – unter Beachtung dieser Regeln – jedoch möglich und macht den Reiz einer jeden Ikone aus.

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Natalija Cimbaljuk (2005)

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Zur Ausstellung Akt und Ikone (Natalija Cimbaljuk)

Meine Ausstellung „Akt und Ikone“ soll für den Besucher eine Provokation darstellen, es sei denn der Besucher assoziiert mit dem Begriff „Ikone“ etwas ganz anderes, wie es z.B. bei „Pop-Ikone“ der Fall ist – dann ist der Besucher natürlich zu Anfang wohl eher überrascht als provoziert. Der Begriff Ikone leitet sich vom altgriechischen eikon Bild/Abbildung oder Ebenbild ab und bezeichnet das Heiligenbild in der christlich-orthodoxen Kirche. Ikonen müssen gemäß einer religiös begründeten Farb-, Form- und Perspektivsymbolik angefertigt oder besser „geschrieben“ werden. Nur innerhalb dieser engen Grenzen ist dem Künstler eine gewisse Eigenständigkeit erlaubt.

Der Akt, die künstlerische Darstellung menschlicher Nacktheit, stellt hierzu den entgegengesetzten Pol dar, weil im Christentum die Nacktheit als Schande empfunden wird.

„Da wurden ihnen [Adam und Eva] die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurzen.“ (1. Mose 3,7)

Betrachtet man jedoch den Akt und die Ikone genauer, so erkennt man, dass selbst die Ikone als religiöses Bildnis nach Ausspruch des alttestamentarischen Gottes verboten ist.

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“ (2. Mose 20,4-5)

Zwar kann eine Verbindung von Akt und Ikone aufgrund göttlicher Verbote hergestellt werden – die Ikone wird umständlich dadurch legitimiert, dass man den Menschen während des Ikonenschreibens in Gottes Führung glaubt –, aber es besteht auch außerhalb dieser Dogmatik eine tatsächliche Verbindung, die im vorchristlichen Kultbild ihren Ursprung hat. Erst durch die Einführung des Christentums wurde diese Verbindung durch die Auslegung der Bibeltexte durchtrennt. Die Nacktheit altgriechischer Götterstatuen war nicht mehr länger im religiösen Kult erwünscht.

Ich möchte mit meiner Ausstellung diese beiden, scheinbar weit entfernten Pole wieder zusammen führen und zeigen, dass eine Einheit zwischen ihnen immer noch möglich ist.

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Natalija Cimbaljuk (Cuxhaven, 2006)

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